MBO und MBI: Wenn Manager zu Unternehmern werden – Chancen & Herausforderungen

Der Übergang vom Angestellten zum Unternehmer ist ein grosser Schritt – sowohl beruflich als auch persönlich. Besonders im Kontext von Nachfolgeregelungen bei KMU gewinnen MBO und MBI zunehmend an Bedeutung. Dabei können wichtige Faktoren die es zu beachten gilt über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

Bild MBO MBI

MBO und MBI: Wenn Manager zu Unternehmern werden – Chancen & Herausforderungen

Samstag, 27. September 2025 ein Beitrag von Yanik Hess

Samstag, 27. September 2025 ein Beitrag von Yanik Hess

1. Was bedeutet MBO und MBI?

Management-Buy-Out (MBO): Hier übernehmen bestehende Führungskräfte eines Unternehmens die Mehrheit oder sogar sämtliche Anteile der Firma. Die handelnden Manager kennen das Geschäft, die Mitarbeiter und die Kunden bereits sehr gut – ein klarer Vorteil im Vergleich zu externen Käufern.
Management-Buy-In (MBI): Bei einem MBI erwerben externe Manager die Firma und übernehmen die operative Führung. Sie bringen frische Ideen und oft auch neue Netzwerke mit, kennen das Unternehmen jedoch nicht aus dem Alltag heraus – was Chancen und Risiken zugleich bedeutet. 

2. Die Beweggründe für MBO und MBI

Aus Verkäufersicht: Für Inhaber, die einen Nachfolger suchen, bieten MBO und MBI attraktive Lösungen. Ein MBO ermöglicht eine besonders sanfte Übergabe, da die neuen Eigentümer aus den eigenen Reihen der Firma kommen. Ein MBI wiederum bringt externes Know-how und oft zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten ins Unternehmen.
Aus Käufersicht: Manager, die ein MBO oder MBI anstreben, wollen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Sie sehen Potenzial im Unternehmen, möchten die strategische Ausrichtung beeinflussen und langfristig am unternehmerischen Erfolg teilhaben.

3. Chancen von MBO und MBI

  • Vertrautheit (MBO): Bestehende Führungskräfte kennen die Strukturen, Stärken und Schwächen des Unternehmens.
  • Kontinuität: Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter erleben weniger Brüche, wenn bekannte Führungskräfte übernehmen.
  • Neuer Unternehmergeist (MBI): Externe Manager können eingefahrene Muster aufbrechen und Innovationen anstossen.
  • Finanzierungsmöglichkeiten: Banken und Investoren unterstützen MBOs und MBIs häufig, da das Geschäftsmodell erprobt ist.
  • Attraktive Einstiegschance: Für Manager, die Unternehmer werden wollen, bietet sich eine einmalige Gelegenheit, ein etabliertes Geschäft zu übernehmen.

4. Herausforderungen bei MBO und MBI

  • Finanzierung: Der Kaufpreis einer Firma übersteigt oft die privaten Mittel der Manager. Fremdfinanzierung und Investorenbeteiligung sind meist unverzichtbar.
  • Risikoverlagerung: Manager tragen plötzlich die volle Verantwortung – nicht nur für die operative Führung, sondern auch für die strategische Ausrichtung und die finanzielle Stabilität.
  • Integrationsrisiko (MBI): Externe Manager müssen das Vertrauen der Belegschaft gewinnen und sich in bestehende Strukturen einfügen.
  • Konfliktpotenzial (MBO): Rollenwechsel vom Manager zum Eigentümer kann Spannungen im Führungsteam verursachen.
  • Bewertung und Kaufpreis: Den richtigen Unternehmenswert zu bestimmen und einen fairen Kaufpreis zu verhandeln, ist oft komplex. 

5. Erfolgsfaktoren für MBO und MBI

  • Sorgfältige Unternehmensbewertung: Ein realistischer Kaufpreis schafft die Basis für eine tragfähige Finanzierung.
  • Finanzierungsstrategie: Banken, Private-Equity-Investoren oder Verkäuferdarlehen sind gängige Bausteine.
  • Klare Rollenverteilung: Insbesondere bei MBOs muss definiert werden, wer welche Eigentümer- und Führungsrolle übernimmt.
  • Kulturelle Integration: Bei MBIs ist es entscheidend, die Mitarbeiter mitzunehmen und Vertrauen aufzubauen.

6. Fallbeispiel MBO vs. MBI in der Praxis

Fall 1:  MBO

Eine Schweizer Produktionsfirma wird vom bisherigen Management übernommen. Dank ihrer Marktkenntnis gelingt ein nahtloser Übergang. Die Kunden spüren kaum einen Wechsel, das Unternehmen bleibt stabil. Die grösste Herausforderung liegt in der Finanzierung, die durch eine Kombination aus Bankkredit und Verkäuferdarlehen gelöst wird.

Fall 2:  MBI

Ein externes Führungsteam übernimmt ein IT-Dienstleistungsunternehmen. Durch neue Strategien kann das Wachstum beschleunigt werden. Allerdings dauert es länger, bis Mitarbeiter und Kunden Vertrauen aufgebaut haben. Auch die Anpassung der Unternehmenskultur erfordert Geduld.
 

7. Der Übernahmeprozess: Schritt für Schritt

  1. Vorbereitung: Analyse der eigenen Ziele, Finanzierungsfähigkeit und Kompetenzen.
  2. Unternehmensbewertung: Ermittlung des Kaufpreises und Einschätzung der Wirtschaftlichkeit.
  3. Finanzierungsplanung: Gespräche mit Banken, Investoren und ggf. dem Verkäufer über Darlehen.
  4. Verhandlungen: Kaufpreis, Zahlungsmodalitäten und Garantien werden vertraglich festgehalten.
  5. Due Diligence: Prüfung der finanziellen, rechtlichen und steuerlichen Situation.
  6. Vertragsabschluss (Signing & Closing): Unterzeichnung des Kaufvertrag, Übergabe der Anteile und Vollzug der Transaktion
  7. Übergangsphase: Einarbeitung, Kulturarbeit und strategische Weiterentwicklung.

8. Fazit

MBOs und MBIs eröffnen Managern die Chance, den Schritt ins Unternehmertum zu wagen – dies mit einem Unternehmen, das bereits am Markt etabliert ist. Sie kombinieren Kontinuität und Sicherheit mit der Möglichkeit, eigene Vorstellungen einzubringen. Gleichzeitig sind Finanzierung, Integration und die Übernahme der vollen unternehmerischen Verantwortung nicht zu unterschätzen. Wer sich auf diesen Weg begibt, sollte sich frühzeitig beraten lassen, sowohl in rechtlicher, steuerlicher als auch finanzieller Hinsicht. Denn nur durch eine gründliche Vorbereitung lässt sich die Chance auf einen nachhaltigen Erfolg maximieren.

9. Häufige Fragen und Antworten

Was ist der Unterschied zwischen MBO und MBI?

Beim MBO übernehmen interne Manager, beim MBI kaufen sich externe Manager in die Firma ein.

Wann ist ein MBO sinnvoll?

Wenn die bestehenden Führungskräfte bereit und in der Lage sind, das Unternehmen zu übernehmen und die Nachfolge intern geregelt werden kann.

Wann bietet sich ein MBI an?

Wenn kein internes Team zur Verfügung steht oder frische Impulse von aussen erwünscht sind.

Wie wird ein MBO oder MBI finanziert?

Typischerweise durch Bankkredite, Private Equity, Verkäuferdarlehen oder eine Kombination dieser Instrumente.

Welche Risiken bestehen für Manager?

Neben der operativen Verantwortung tragen sie neu auch das volle unternehmerische Risiko – inklusive finanzieller Verpflichtungen. 

Welche Rolle spielt die Unternehmensbewertung?

Sie ist entscheidend, um einen realistischen Kaufpreis zu bestimmen und die Finanzierung sicherzustellen.

Wie gelingt die Integration bei einem MBI?

Durch transparente Kommunikation, Einbezug der Mitarbeiter und ein bewusstes Kulturmanagement.

Welche steuerlichen Aspekte sind wichtig?

Steuerliche Folgen können je nach Strukturierung erheblich variieren. Eine frühzeitige steuerliche Beratung ist essenziell.

Wie lange dauert ein MBO oder MBI-Prozess?

In der Regel mehrere Monate, abhängig von der Art und der Komplexität der Transaktion. MBO dauern im Durchschnitt 3.3 Jahre ein MBI 6 bis 18 Monate.

Welche externen Berater sollten eingebunden werden?

Rechtsanwälte, Steuerberater, Finanzierungsberater und M&A-Experten sind wertvolle Partner, um Risiken zu minimieren und den Erfolg zu sichern.

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Partner bei Transaction Partner AG

Yanik Hess hat langjährige Erfahrung in der Finanzbranche und kennt die Themen M&A, Unternehmensbewertung und Strukturierung entlang aller Komplexitätsstufen.

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